Christliches Abendland

Das christliche Abendland -
ein Wegweiser zur europäischen Morgenröte?

Solange wir im christlichen Abendland nur 'unter uns' lebten, war es - von aussen betrachtet - kaum von Bedeutung, ob wir einen Glauben haben oder auch nicht. Kindern wird heute zum Teil gelehrt, dass alles aus dem Urknall entstanden ist, der den Anfang darstellt. Da braucht es keine Verehrung eines höheren Wesens. Doch wenn durch die EU andersdenkende Starkgläubige auf immer mehr materialistisch Gesinnte treffen, so stossen hier zwei Fronten stark aufeinander. Sehnen wir uns nach einer friedvollen Zukunft, dann sollten wir nachdenklich werden und zu handeln beginnen:

Eine emotional durchglühte Denkungsart - ob positiv oder negativ - hat einen ganz entscheidenden Einfluss auf die geistig-seelische, ja sogar körperliche Organisation des Menschen. Sie kann inspirierend oder manipulierend wirken, innere kreative Prozesse fördern, seelische und körperliche Stärke erzeugen, die sich machtvoll ausdrücken kann.

Eine solche gefühlsmässig durchdrungene Einstellung können wir besonders in den verschiedenen Glaubensrichtungen finden. Vor allem dann, wenn von Kindesbeinen an täglich der Glaube gelehrt und - wenn auch nur bedingt praktiziert wird, verankert er sich tief in der Seele des Menschen, so dass sein tägliches Denken, Reden, Fühlen und Handeln von diesem Glauben mit beeinflusst wird.
Ich konnte im Kontakt mit aufrichtigen, wohlwollenden, keinesfalls fundamentalistisch gesinnten Moslems erleben, wie stark ihr Verhalten und damit der Alltag geprägt ist von ihrem starken Glauben. Ihre innere religiöse Überzeugung scheint unerschütterlich zu sein und verleiht ihnen eine starke Willenskraft.

Menschen mit einem starken Glauben stehen auf einem festen Boden, und: sie wirken beeindruckend auf andere, sie erscheinen ihnen wie 'Führungsnaturen', die - ohne es oft bewusst zu wollen - tatsächlich zu geistigen Führungspersönlichkeiten heranwachsen können und mitunter auf einen Thron katapultiert werden. Besonders Schwachgläubige, die hin- und her schwanken, die kein eigenes festes Glaubensfundament haben, sind oft auf der Suche nach sogenannten geistigen Führern, an denen sie sich orientieren. Dies ist mitunter auch ein Ausdruck einer geistigen Denkfaulheit, sich nicht eigenständig denkend, nach Erkenntnis ringend, einen Glauben zu erarbeiten.

Speziell in der heutigen unruhigen, unsicheren, teilweise Angst erzeugenden Zeit sehnen sich immer mehr Menschen nach einem inneren Halt, den sie nicht in der äusseren Welt finden.

Dies ist der Zeitpunkt, wo geistige Führer, auch Sektenführer, ihren Einzug halten können.

Im christlichen Abendland stossen stark geprägte Andersgläubige auf zu einem grossen Teil schwachgläubige Christen, von denen viele aus der Kirche ausgetreten sind. Verehrt zum Beispiel der Moslem Mohammed und durch ihn Allah, verehrt der Hindu seine Gottheiten, der Jude Jehova und der Buddhist den Buddha, soweit dies für Aussenstehende erfassbar ist, so scheint die Christenheit im christlichen Abendland kaum eine sichtbare Verehrung für ... aufzubringen. Ja, für wen?

Die Worte christlich oder auch Christentum werden zwar benutzt, aber nicht so der Ursprungs-Begriff Christus. Im christlichen Abendland ist unter den sogenannten Christen eine deutlich erkennbare Hemmung bis sogar Aversion festzustellen, Christus namentlich zu nennen. Und dies ist verständlich.

Vermitteln andere Glaubensrichtungen - teilweise täglich, auch in der Schule eine Vertiefung in den Lehrstoff ihrer Glaubenslehre, so fehlt ein solcher seriöser und stetiger Unterricht in bezug auf die Wesenheit Christus, über die man aus Mangel an einer umfassend-tiefgreifenden Wissensvermittlung nur relativ wenig weiss, - oder ihre Existenz sogar ganz anzweifelt. Ein blinder Glaube, der nicht auf einem Wissen beruht, ist für viele heute kaum annehmbar. Dabei liegt uns ein überlieferter und für jeden zugänglicher hoher Weisheitsschatz zu Füssen, der zu einem wissenden Glauben führen kann.

Dieser heutige schwache, wankelmütige Glaubenszustand der Christen des christlichen Abendlandes stellt nun eine potentiell heraufziehende bedrohliche Gefahr dar je mehr Andersgläubige nach Europa drängen. Diese nicht zu verkennende Gefahr kommt nicht von Andersgläubigen auf uns zu, sondern von den christlichen Abendländern selbst. Ein starker Glaube erzeugt ein starkes, ein schwacher Glaube ein schwaches Gemüt, das sich leicht überrennen lässt von der inneren Stärke anderer, die den religiös Wankelmütigen kaum einen Respekt entgegenbringen können. Welche Basis offenbaren die Christen, dass man ihnen Achtung und Respekt entgegenbringen kann? Das materialistische, technische, naturwissenschaftliche Know how und die äussere Erfolgsquote sind kein Ersatz für eine innere seelische Leere. Zum erstrebten äusseren Wohlstand sollte ein "innerer Reichtum" hinzugefügt werden. Dies sollte die Forderung der Neuen Zeit sein.

Ohne Ziel - keine Vision.
Ohne Vision - kein Ansporn zur Tat.
Ohne Tat - kein Resultat.

Das Ziel sollte sein, dass alle durch das geöffnete EU-Tor in das christliche Abendland hereinströmenden Menschen hier innerlich gefestigte Persönlichkeiten antreffen, die ihr inneres Ziel kennen und mit Klarheit und Sicherheit ihren inneren Weg gehen. Ist dieses Ziel erreichbar? Ja, aber nicht von heute auf morgen. Es bedarf einer entsprechenden Bildung, wie alles, was wir leisten, auf Bildung beruht.

Manche konnten und können Vertrauen, Hoffnung, Zuversicht, innere Stärke durch ihre Zugehörigkeit zur christlichen Kirche gewinnen. Andere nicht, die im besten Fall ihre Skepsis und ihren Zweifel durch ein selbst errungenes Wissen auf ihrem ndividuellen Weg überwunden haben und zu einer eigenständig erkämpften inneren Überzeugung gelangt sind, so dass sie sagen könnnen: mein Glaube beruht auf einem tiefen Wissen, welches allerdings auch im Schulsystem vermittelt werden könnte.

Die Vision beflügelt Denken und Handeln.
Statt Angst - Vertrauen, das durch gegenseitige Achtung, durch Respekt und durch ein freundschaftliches Miteinander errungen werden kann. Es ist weitaus leichter, Menschen zu respektieren, die eine innere Sicherheit ausstrahlen und denen man durch ihr Verhalten Vertrauen entgegenbringen kann, auch durch ihre mitmenschlich wohlwollende Haltung als Ausdruck praktizierter christlicher Werte. Die Vision in der Erziehung und Bildung, Toleranz und Respekt vor dem Andersdenkenden und Andersglaubenden zu haben, fördert das Vertrauen in ein friedvolles Miteinander. Die Toleranz sollte allerdings ihre Grenzen dort haben, wo anderen körperlicher oder seelischer Schaden zugefügt oder ein manipulierender Eingriff in die innere, individuelle Freiheit versucht wird.

Die Vision, in einem vereinten Europa in Frieden miteinander zu leben, die Verwirklichung dieser Vision erfordert auch eine umfassende Friedens Bildung, die zu entsprechenden Taten motiviert. Wenn es unsere Vision ist, in Gegenwart und Zukunft statt von wachsenden Terrorakten und von Glaubenskriegen umgeben zu sein, statt uns vor menschenverachtenden und menschenfeindlichen Aktionen - die auch teilweise in der Wirtschaft und Wissenschaft ausgeführt werden -, fürchten zu müssen, sondern als Freund unter Freunden leben zu wollen, dann müssen wir für eine solche Vision auch zur Tat schreiten.

Denn ohne Tat - kein Resultat
Wahre christliche Werte fördern ganz immens ein freundschaftliches Miteinander. Liebe Gott über alles und Deinen Nächsten wie Dich selbst -, dieser Ausspruch ist der Kern der christlichen Lehre. Welche immense Tiefe, welcher Segen, liegt in diesen Worten!

Wenn diese Liebe, die durch das Verzeihenkönnen getragen ist, in Erziehung und Bildung nicht nur theoretisch, sondern auch durch das gelebte Vorbild gelehrt wird, dann entwickelt sich ein ausserordentliches Kraftpotential in der Seele des Menschen, denn die Liebe, die Gott über alles und den Nächsten wie sich selbst liebt, ist die stärkste Macht, die wir nicht schwächen sollten durch Überdeckung oder gar Verdrängung durch andere Darstellungen und Richtungen, die diese Liebe nicht in sich haben. Heute wird oft gerade das Gegenteil demonstriert: Rücksichtslosigkeit, viele Kinder wachsen bereits damit auf, die Gier nur nach äusseren Werten, nach Image, Macht. Nicht nur die zum Teil demoralisierende Informationsflut, sondern auch ein erkennbarer Glaubensverlust hat das Schwinden innerer Werte nach sich gezogen. Bleiben wir auf diesem Niveau, können wir keine erfreulichen Resultate erwarten.

Wir stehen an einem Scheidepunkt:
Entweder leben und wirken wir weiter wie bisher, nämlich ohne eine systematische Vermittlung von hohen, inneren ethischen Werten in Erziehung und Bildung für Kinder und Erwachsene, dann verstärken wir weiterhin bereits bestehende zerstörerische Tendenzen sowohl in uns selbst, als auch in allen Bereichen, oder wir erringen uns durch Wissen die hohe Bedeutung unserer urchristlichen Wurzeln und setzen die daraus gewonnene Weisheit in die Tat um. Denn nur an den Taten sind wir erkennbar.
Solange unsere Taten das Wohl unserer Mitmenschen nicht mit einbeziehen, werden die Resultate gegen uns sein.

Die Vernunft zeigt uns den Weg: die rein materialistisch-mechanistische naturwissenschaftliche Ausrichtung hat keine Zukunft. Sie richtet sich gegen den Menschen, denn der Mensch ist eine irdisch-kosmisch vernetzte Ganzheit von Körper-Seele und Geist. Solange Geist und Seele - Begriffe, die zum Teil missbraucht worden sind -, nicht forschend und studierend in ihrer Tiefe erfasst und in allen Strategien und Taten mit berücksichtigt werden, solange geht das Zerstörungswerk in der Menschheit weiter. Die Vernunft ruft uns zu, den von uns benutzten Begriff des christlichen Abendlandes, der christlichen Parteien auf seinen Ursprung zurückzubringen, auf Christus, der vielen sehr fremd ist und eher wie eine Fata Morgana, als nicht fassbar, betrachtet wird.

Losgelöst von menschlichen Interpretationen, die Irrtümer und Verzerrungen enthalten können, kann heute jeder Interessierte sich durch eigene Forschungen der Wesenheit Christus allmählich ein wenig nähern. Nicht durch historische Beweise ist Gott fassbar, sondern durch das innere Erlebnis.

Wer das Interesse aufbringt, ja mehr noch, die Sehnsucht in sich spürt, sich forschend der Wahrheit zu nähern, kann zu der Erkenntnis gelangen, dass Wahrheit ein Synonym für Liebe, Liebe ein Synonym für Licht und Leben ist. Das WORT ist Licht und Leben zugleich - es ist das WORT als die Wahrheit selbst.

In allem ist Licht, und dieses Licht ist Leben - und das Leben ist die LIEBE, die alles gezeugt hat - und ihre Schöpfungen liebt.
Warum sollten wir als selbstbewusste, eigenverantwortlich denkende, erkennende Wesen uns nicht bemühen, die LIEBE in uns zu lieben.

Dann weitet sich unser Bewusstsein, es dringt allmählich in die Wahrheit ein, die sich in atemberaubender Weise in einer sich stets entfaltenden schöpferischen, leuchtenden Vielfalt ausdrückt, in der alles mit allem vernetzt ist - und alles - auch jeder unserer Gedanken - auf alles einwirkt und entsprechende Resultate erzeugt.

Mit diesen Ausführungen möchte ich nur dazu beitragen, einen Einblick in die potentielle innere geistige Grösse und Würde des menschlichen Seins zu geben, die sich ganz speziell demjenigen zeigt, der sich in das ursprüngliche, das Urchristentum vertiefen kann, um daraus eine innere Stärke zu gewinnen, die das christliche Abendland mehr denn je benötigt.

Das Erringen und Praktizieren wahrer, unverfälschter christlicher Werte lässt die Morgenröte über Europa aufgehen, die eine freundliche, sonnige Zukunft verheisst im friedvollen Miteinander. Für diese Vision lohnt sich jede Anstrengung und Mühe, die es tatsächlich braucht, um zu einer glaubensfesten Überzeugung zu gelangen.

Die LIEBE zu lieben bewirkt eine Herzensbildung, die der Schlüssel zu tiefen Erkenntnissen ist, zu denen kein noch so gebildeter Intellekt den Zugang findet.

Margarete Friebe, Psychopädagogin

© 2007 ALPHA-INSTITUT
CH-6043 Adligenswil-Luzern

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